Willkommen im wunderschönen … Hotelzimmer?

Joa. Tino und ich gammeln. Im Hotelzimmer. Ausgiebigst! Erstmal akklimatisieren.

Aber nicht etwa wegen des Wetters! Hier hat es nämlich angenehme 24 Grad. Nein, es ist viel mehr das Gefühl, in unserem Reisestatus ankommen zu müssen. Keine Verpflichtungen mehr, kein Termindruck, keine Anforderungen, die an einen gestellt werden.

Wir haben nicht mal Druck, unseren Urlaub möglichst intensiv auskosten zu müssen. Kein Gefühl von „ich will DAS noch erleben und DAS und DAS! Los, schnell los, in einer Woche müssen wir schon wieder zurück.“. Wir haben einfach die Freiheit, zu tun, worauf auch immer wir Bock haben.

Schlafen bis 12:30 Uhr? Kein Thema.

Liegen bleiben und dumm im Internet rumstöbern? So viel du willst.

Anderthalb Stunden duschen. Einfach, weil Wasser auf der Haut sich so witzig anfühlt? Gönnung!

Auf der Switch Zelda zocken und sich drölfzig Mal an dem blöden Leunen versuchen, um immer kurz vor dem Sieg abzukratzen? Ausgiebig.

Und wenn dann doch mal Bewegungsdrang aufkommt? Dann ziehen wir einfach einzeln oder zu zweit los, zum Supermarkt nebenan und kaufen irgendeinen sinnlosen Quatsch. Das Leben kann so schön sein!

Gegen Abend, wenn die Sonne beginnt zu sinken, ziehen wir dann doch mal los. Die Gegend erkunden, die kühle Nachtluft genießen, gemeinsam Eindrücke sammeln. In aller Regel zieht es uns zum Wasser. Gut, auf einer Insel ist es auch nicht schwierig, in die falsche Richtung zu laufen. Dennoch: Wir peilen gerne den großen Strand an. Er ist echt lang, die Promenade ist breit und vom Ozean weht eine kühle Brise, die bei den Temperaturen sehr angenehm ist. Tatsächlich wird einem nach einiger Zeit dann sogar etwas kalt. Und das ist toll!

Auf unseren spätabendlichen Spaziergängen haben wir ein paar Highlights entdeckt. Zum Beispiel das Aquarium, einen Skaterpark, einen coolen Burgerladen namens ‚Rockabilly‘.

In selbigem hatten wir dann auch eine weitere, kleine „ESSkapade“… Wie kam es dazu?

Tino und ich verlassen gegen 19 Uhr das Haus. Und ich kleines Dusselchen wage es doch tatsächlich, sowas zu sagen wie „Essen holen wir uns dann nachher unterwegs irgendwo, oder?“.

Leider hat diese unbedachte Äußerung bei Tino wohl direkt zu Schweißausbrüchen geführt. Er lief wohl die ganze Zeit mit dem Gedanken im Hinterkopf herum, ich hätte wahnsinnigen Hunger. Ich finde das ja irgendwie niedlich, dass er so gut trainiert ist…

Jedenfalls kommen wir irgendwann an diesem Burgerladen vorbei und Tino schlägt vor, hier einzukehren. Ich habe nicht wirklich enorm Hunger, aber ein bisschen was naschen würde ich schon gerne. Also setzen wir uns und studieren die online verfügbare Karte. Für meine Naschgelüste klingen die „Los Nachos de Chuck Norris“ perfekt. Tino entscheidet sich für „Cheddar Ranch Fries“.

Wir wollten was Kleines? Weit gefehlt. Diese, unter ‚Vorspeisen‘ geführten Gerichte, haben locker die Größe einer Hauptspeise. Ich kriege einen riesigen Berg mit Nachos, der mit Käse überbacken ist und mit allerlei Kram gespickt: Sour Cream, Chili con Carne, kleingeschnittene Tomaten und Zwiebeln. Gottseidank habe ich die Guacamole dazu abbestellt, sonst hätte ich die Nacht über dem Klo verbracht. Allerdings gab es eine kleine Schüssel mit Jalapenos dazu.

Und Tinos Essen sah auch nicht besser aus. Eine riesige Schale mit selbst gemachten Fritten, die mit einer heftig-deftigen Käsesoße überzogen waren. Darüber gestreut waren jede Menge Speck und Zwiebeln.

An sich wären unsere Speisen die perfekten Starter für einen Abend voller Alkohol gewesen. Nur leider hatten wir nicht vor, zu saufen. Und erschwerend auch nicht ansatzweise genügend Hunger für die Portionsgrößen…

Ich entscheide mich, frohen Mutes, meine Frau zu stehen und wenigstens alle Nachos, die mit den leckeren Toppings versehen sind, zu futtern. Die breite Basis nackiger Nachos ohne irgendwas muss ich mir dann ja nicht auch noch reinzwängen. Tino hingegen bringt nicht mal für so einen Plan genügend Kraft auf. Ganze 5 Fritten schafft er, ehe er den sterbenden Schwan gibt und den Heldentod stirbt. Ich glaub, ich gucke nicht richtig. Seine Portion sieht aus, als hätte er sie eben erst bekommen und sein Gesicht sieht aus, als wäre es die dritte.

„Warum hast du denn dann was bestellt, wenn du keinen Hunger hast? Wenn es nur um’s Naschen geht: Wir hätten auch teilen können!“ Ich versuche, nicht allzu vorwurfsvoll zu klingen, aber das ist angesichts der Situation gar nicht so einfach.

Er erklärt mir lang und breit, dass es meine Schuld sei. Ich hätte vorhin Essen erwähnt, weshalb er Angst vor dem nächsten Michi-ist-hungrig-Gremlin hatte, weshalb er diesen Laden ausgesucht hat, aber ja nicht wissen konnte, dass die Portionen so groß sind und teilen ginge ja auch nicht, weil „Michi teilt ihr Essen nicht“.

Wir diskutieren auf dem weiteren Spaziergang diese Problematik noch etwas und kommen zu folgendem Schluss: Michi braucht ein Hunger-Barometer, an dem Tino gucken kann, wie es mir geht. Das Barometer geht von 1 (Pappensatt! Ich sterbe gleich, so voll bin ich) bis 10 (akuter Gremlin-Modus: Tino muss als Vorspeise herhalten, bis ein weiterer Passant vorbeiläuft). Ab einer Stufe 5 soll ich mich bitte eigenständig melden, damit Tino sich darum kümmern kann. Zufrieden mit unserem Plan rollen wir nach Hause.

Gestern dann (Freitag, 14.08.2020) hatten wir so einen Gefallen am Gammeln gefunden, dass wir das kurzerhand einfach wiederholt haben. Und weil Gammeln so anstrengend ist, habe ich sogar noch drei Stunden Mittagsschlaf eingelegt. Hach ja, das war irgendwie nett.

Der Fairness halber muss ich aber dazu sagen, dass ich mich wirklich erholen musste. Ich habe mich den Vormittag über nämlich tierisch aufgeregt. Es gibt jetzt neue Bestimmungen für die Kanaren: Generelle Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und ein RAUCHVERBOT in der Öffentlichkeit!!! Ja, haben die sie noch alle?!?

Rauchen darf man im öffentlichem Raum jetzt nur noch, wenn man sichergehen kann, dass man mindestens 2m Abstand zu allen Seiten einhalten kann. Und die Maske darf man jetzt prinzipiell nur noch abnehmen für’s Essen, Trinken, am Strand liegen und (gnädigerweise) Baden. Sonst hat man die IMMER zu tragen. Ja, auch, wenn man am Strand spazieren möchte. Bekloppt, oder?

Und für die Raucher unter euch: Warum das Rauchverbot? Weil die Regierung sicherstellen möchte, dass man die Maske nicht permanent abnimmt. Großartig…

Egal. Ist jetzt halt so, kann ich auch nicht ändern.

Naja, jedenfalls waren wir auf den Abend auch wieder spazieren – natürlich brav mit Maske. Mittlerweile sind wir alle Himmelsrichtungen abgelaufen und wissen jetzt, wo was ist und wo nichts ist. Auf dem gestrigen Spaziergang sind wir an einem Laden namens ‚IceCoBar‘ vorbeigekommen. Da gab es Waffeln, Crêpes und hausgemachtes Eis. Mein Hunger-Barometer stand auf 3. Also habe ich mir eine Waffel mit weißer Schokosoße, Kinderbueno und Bananen gekauft. Logisch, oder?

Ich gebe Tino noch eine Woche, dann wird er mit mir wahnsinnig. ;P

Jedenfalls haben wir unseren Spaziergang fortgesetzt. Bis wir am Ende des großen Strandes angekommen sind. Da gab es – hinter einem Einkaufszentrum – einen wunderhübschen Grünstreifen mit Palmen am Wasser. Dort saßen wir, lauschten der Brandung und fühlten uns für die Daheimgebliebenen verpflichtet, ein paar Fotos zu machen. Das Ganze artete dann allerdings irgendwie in ein Lächeltraining für Tino aus.

Ist euch das mal aufgefallen? Tino sieht manchmal echt creepy aus, wenn er versucht, für ein Foto gestellt zu lächeln. Das liegt hauptsächlich daran, dass sein Lächeln nicht die Augen erreicht. Trotzdem ist es gruselig. Also haben wir etwas geübt. Und viel gelacht. Hauptsächlich über Tino’s Gesichtsakrobatik.

Als wir uns dann auf den Heimweg gemacht haben, wollte Tino noch mal durch den Sand und am Strand entlanglaufen. Gesagt, getan, stiefelten wir mit den nackten Füßen durch den unglaublich weichen Sand und lauschten dem Meeresrauschen.

Aber Tino wäre nicht Tino, wenn Tino kein Spielekind wäre. So fand ich ihn nicht mal 20 Sekunden später im Wasser wieder, wie er da steht, fröhlich mit den Füßen in den Wellen planscht und dabei seine eh schon kurze Hose so hoch zieht, dass sie einer Hotpant gleicht. Natürlich hat ihn das aber nicht vor den größeren Wellen bewahrt, die man in der Dunkelheit erst dann sieht, wenn man sie auch spüren kann. Als Ergebnis durfte er den Heimweg dann mit nasser Hose antreten, was ehrlich gesagt niemanden wundern dürfte. Zuhause angekommen stand auch schon die Agenda für den nächsten Tag fest: ausgiebig Sonne tanken und den herrlichen Strand genießen. Das war zumindest die Agenda für Tino. Und meine Agenda? Pokemon spielen, Tino hinterherlaufen, mit der Kamera draufhalten und mich über seine Albernheiten freuen.

Denn egal, ob wir große Pläne verfolgen, dumm rum liegen, Aufgaben bewältigen oder die Gegend erkunden: Hauptsache gemeinsam.