Da sind wir wieder: zurück im Shelter. Nun sind wir wieder vollständige Mitglieder der BRONX-Familie.
Die Ankunft war grandios. Alle Hunde haben sich den Schwanz abgewedelt vor Freude über unsere Rückkehr. Da war kein verhaltenes Schnuppern am Zaun. Kein kennen lernen müssen des Besuches. Nein, sobald wir nah genug dran waren, sind uns die gierigen Zungen nur so entgegen gedrückt worden. Es wurde gefiept und gewedelt. Geschnüffelt und abgeschlabbert.
Es gibt kein vergleichbares Gefühl. Diese unendliche Liebe, bedingungslose Wiedersehensfreude und aufrichtige Aufregung überflutete uns wie ein Tsunami. Nikos, der Besitzer des Shelters, macht da keine Ausnahme. Noch drei weitere Tage versichert er mir mehr als einmal täglich, wie froh er ist, uns wieder da zu haben. Dass er jetzt wieder sorgenfrei schlafen kann. Dass sein Stresspegel merklich sinkt, wenn er uns in der Nähe weiß.
Das ist zwar verteufelt schmeichelhaft, setzt uns aber auch ziemlich unter Druck. Mir macht Sorgen, ob ich den Anschluss auch bei den neuen Hunden finden werde. Außerdem erschlägt mich die schiere Menge der Medikamente, die es mittlerweile zu verteilen gilt.
Im November war es noch eine Pille. 7 Hunde haben die bekommen. Jeweils morgens und abends. Und jetzt? Jetzt sind da plötzlich fast 20 Patienten. 5 verschiedene Pillen. 4 verschiedene Flüssigkeiten. Alles strikt getaktet. Außerdem haben wir zwei Babies. Ein Schaf und eine Katze. Die brauchen Milch. Alle 3 Stunden. Und die Milch muss frisch angesetzt werden.
Wir haben Sonderlocken in der Fütterung und 6 verschiedene Futtersorten.
Es ist irgendwie... komplizierter geworden. Aber gleichzeitig auch einfacher.
Es gibt jetzt einen festamgestellten Helfer, der jeden Tag um 8 Uhr hier aufschlägt und viele der Hunde füttert und deren Gehege reinigt. So bleiben für uns Volunteer "nur" noch 90 Hunde zu bearbeiten. Plus die Medikation aller Hunde. Da kommt zwar einiges zusammen, es lässt sich aber auch gut aufteilen. In der Regel sind wir mit der Arbeit nach guten 3 Stunden fertig. Dabei übernimmt jeder von uns ca 30 Hunde, die er füttert und deren Gehege er putzt. Das hat den Vorteil, dass wir mittlerweile dazu kommen, jedes Gehege täglich zu reinigen. Das war uns vorher (170 Hunde auf 2 Leute) zeitlich nicht vergönnt. Und so bleibt jetzt auch mehr Zeit für den Rest: Bauarbeiten, Verschönerungsmaßnahmen, Sozialisierung, Fellpflege.
Tatsächlich habe ich Equipment besorgt, um mich etwas des Fells einiger Bewohner anzunehmen. Da gibt es nicht nur Dreck auszubürsten, sondern teils auch Filzlappen abzuschneiden. Also laufe ich durch die Gehege, gewöhne die Hunde an das Frisiert-Werden und kümmere mich ein wenig um die Optik.
Außerdem wurde ich gebeten, von einigen Hunden Fotos zu machen und die Hintergrundgeschichten zusammenzutragen. Damit man Werbung über diverse Social-Media-Kanäle machen kann. Letzteres gestaltet sich allerdings schwierig. In Ermangelung ordentlichen Stroms gibt mein Handy das oftmals nicht mehr her. Aber nun gut, man tut eben trotzdem, was man kann.
Wir versuchen uns, so gut es geht, Zeit für diverse andere Dinge zu nehmen, die gemacht werden mussen: Namensschilder machen, Löcher im Zaun flicken, Welpen besaßen, Angstpatienten therapieren und manchmal auch einfach nur in der Sonne sitzen und schnacken. Es klappt erstaunlich gut. Und nun haben wir auch noch erfahren, dass am 18.04. - zu meinem Geburtstag - drei weitere Freiwillige kommen. Da wird dann vieles nochmal einfacher werden. Wir zumindest freuen uns drauf. Ich nehme mir gerne ausgiebig Zeit für einzelne Hunde. Und Tino freut sich, dass er quasi eine Übungsmoglichkeit bekommt, einen Container in einen bewohnbaren Zustand zu verwandeln. So haben wir beide - mal wieder - bekommen, was wir wollten.
Mittenmang hüpft Feivel rum. Er bespaßt die anderen Hunde und Menschen. Er hilft uns, Neuankömmlinge zu beruhigen und ihnen die Angst zu nehmen. Er trainiert auch Niko. Der ist nämlich total begeistert davon, WIE gut ein Hund tatsächlich trainiert sein kann. Und wie ausgeglichen Feivel ist.
Ich denke, Feivel hat viel dazu beigetragen, ihm meine Kompetenzen nochmal zu beweisen und mir noch mehr zu vertrauen.
Tatsächlich höre ich nun täglich: "Ela, du verstehst den Shelter und die Hunde perfekt. Das ist dein Zuhause. Wenn du etwas machen willst, tu es. Ich vertraue dir."
Und ernsthaft? Das ist schon ein geiles Gefühl. Hat aber auch wieder eine Kehrseite: Niko versucht uns zu überzeugen, hier zu bleiben und den Shelter langfristig zu übernehmen. Ihn quasi zu erben. So sehr der Gedanke auch seinen Reiz hat, sind sich Tino und ich aber einig, dass wir das nicht wollen. Gar nicht so sehr, einen Shelter zu führen. Das könnten wir uns schon vorstellen. Aber wir würden es eben von vornherein ganz anders aufziehen...