So! Eindeutig genug zuhause rumgegammelt. Hätten wir uns DAS von unserer Auszeit erhofft, hätten wir auch im heimischen Keller chillen können. Dem Sonnenbrand geht’s wieder gut, also reicht es dann jetzt auch.
Ja, okay: Wir pellen uns wie blöd. Aber hey, das tut wenigstens nicht weh! Und man kann ja auch ein Spiel draus machen und sich – wenn man Michi heißt –stundenlang damit beschäftigen, Tino im wahrsten Sinne „die Haut vom Leib zu ziehen“. Btw: Geile Sache das! Bisschen friemelig, aber ich mag sowas ja 😉 Tino wird währenddessen mit einem Film ruhiggestellt, dann sind alle glücklich.
Also war es heute soweit: Wir erobern uns die Gegend zurück!
Mama sagt immer: „Intelligenz ist, einen Fehler nicht zwei Mal zu machen.“ Da wir uns ‚intelligent‘ schimpfen, halten wir uns dran und cremen uns diesmal ausgiebig ein. LSF 50 auf die noch leicht roten Stellen, den Rest mit LSF 30 eingeschmiert. Ich habe auch eine Flasche LSF 15. Ja, mag einer beinahe äquatornahen Sonne nicht gerecht werden, aber ich weiß aus Erfahrung, dass mein Gesicht nicht sonnenempfindlich ist. Also klatsche ich mir den Quatsch genüsslich auf die Schnute.
Dann geht es los! *yay*
Es gibt hier am südlichen Ende des großen Strandes ein Einkaufszentrum. Da wir unser Glück nicht wieder mit Strandidylle überstrapazieren wollen, beschließen wir, (window-)shoppen zu gehen. Also schlagen wir den kürzesten Weg zum Strand ein und spazieren die Strandpromenade entlang.
Heute ist Flut. Was das eigentlich bedeutet, merkt man erst, wenn man davorsteht. Wir blicken auf den Ozean vor uns und sehen sofort: Früher war mehr Lametta. Und mehr Strand.
Während wir die Strandpromenade entlanglaufen, treffen wir auf eine Stelle, an der der Strand schon zu Ebbe-Zeiten eben sehr schmal war. Vielleicht 4 Meter. Aber jetzt?!? Da hauen die Wellen mit voller Wucht gegen die Mauer der Strandpromenade und die Brandung schießt hinauf. Passanten vor uns quietschen, wenn sie vom kalten Meerwasser im Vorbeilaufen erwischt werden. Und uns ist sofort klar: DAS WOLLEN WIR AUCH!
Es ist ein spektakuläres Bild, wenn die Wellen plötzlich von der Wand abgelenkt werden und mit Karacho an die 5 Meter in die Höhe schießen. Die Strandpromenade liegt gerade ca. 3 Meter über dem Meeresspiegel. Dementsprechend hoch ist der „Überschuss“, den man als wehrloser Passant abbekommt. Und eines kann ich euch verraten, Freunde: Es ist definitiv erfrischend! So eine kalte Dusche mit Meerwasser, wenn man vom 20-Minuten-Marsch davor schon schwitzt…
Einziger „Wehrmutstropfen“: Unsere Masken werden nass. Leider nicht nur die Masken. Natürlich auch die Klamotten und die Rucksäcke. Aber das lässt sich bei den Temperaturen (28°C) und der Sonneneinstrahlung gut verkraften. Auf den Sonnenbrillen nervt das Meerwasser dann allerdings schon etwas. Wir hatten keinen trockenen Shirt-Zipfel mehr, um die Brille zu putzen. Also schielen wir mehr oder weniger gekonnt an den Tropfen vorbei.
Wie wir da stehen und Wellen und Gischt zusehen, sehen wir andere Passanten, die dieses Spektakel ebenso genießen. Eines schönen Momentes kommt ein junger Mann vorbei. Teeniealter. Er trägt ein helles, nasses Shirt, Badeshorts, ein Board unterm Arm und hat massig weiße Sonnencreme auf der Nase. Er bleibt stehen, beobachtet mit uns die senkrechten Wellen und wie wir uns daran erfreuen. Fotos, Videos, abduschen. Alles tun wir, um diese Situation zu würdigen! Plötzlich grinst er uns breit an und hüpft – beinahe wie Otto Waalkes – mit Board unterm Arm zur nahegelegenen Treppe. Unten schmeißt er sich mit Board und Shirt in’s Wasser und beginnt, die spektakulären Wellen zu reiten. Das beeindruckende daran? Wir sehen das erste Mal jemanden von der Küste WEGsurfen! Das ist beeindruckend, weil man es ja üblicherweise andersherum sieht. Aber weil die Strandpromenade die Wellen zurück auf’s Meer schickt, hat er hier wohl die einmalige Chance gewittert und uns an diesem Anblick teilhaben lassen. Unvergesslich!
Nachdem wir uns endlich an dem Spektakel sattgesehen haben, verziehen wir uns ein Stück beiseite und trocknen etwas in der Sonne. Die Masken lassen wir in der Meeresbrise wedeln, damit sie wieder trocken werden.
Wir laufen weiter und beobachten die Surfer, die den Wellengang nutzen. Was wir sehen, ist ein breites Entertainmentprogramm. Vollprofis, die superlässig die Küste ansteuern. Anfänger, die es abwechselnd nach vorne und hinten vom Board fegt. Leute, die es nicht mal aufs Board schaffen. Und ein kleines Mädchen, vielleicht 11 Jahre alt, in Strandnähe. Sie übt an den kleinen Ausläufern der Wellen das Aufsteigen auf das Board. Und sie macht das verflucht gut! Ihre Bewegungen sind schnell, präzise und routiniert. Ihr Schwerpunkt liegt perfekt, sodass sie keiner Welle davonfährt, sich aber von den Wellen auch nicht einholen lässt. So etwas begeistert mich. Sie scheint das bereits zu können, macht das richtig gut und es sieht nicht nach hochkonzentrierter Arbeit aus. Dennoch wiederholt sie das Spiel geduldig immer und immer und immer wieder. Sie perfektioniert sich. Ich kenne den Ausdruck in ihren Augen. Denselben Ausdruck hatte ich immer beim Einstudieren von Klavierstücken für die Bühne. Es geht dann nicht mehr darum, die korrekte Einhaltung der Bewegungsabläufe zu lernen. Man beginnt viel mehr, an kleinsten Feinheiten zu arbeiten. Bei ihr geht es darum, den Kraftaufwand zu optimieren, die Lässigkeit zu wahren, es über Technik hinaus zu Kunst zu erheben. Dieses Mädchen war wirklich begabt. Nur leider wird sie nicht bemerkt haben, dass Tinos und meine Ausrufe der Bewunderung IHR gegolten haben. Dennoch: Sie hat uns schwer imponiert!
Etwas später betreten wir unser eigentliches Ziel: Das Einkaufszentrum. Unsere Klamotten sind zwar immer noch nass, aber wir tropfen zumindest nicht mehr. Also tun wir, was Erwachsene eben tun: Wir verhalten uns, als wäre nichts.
Es gibt hier alles, was man so erwarten würde: Elektronikgeschäfte, Schuhläden, Klamottentempel, Spielwarenläden und hin und wieder eine Apotheke. Am Ende der Etage finden wir einen Laden, dem wir dann wirklich nicht widerstehen können: Einen Skechers-Laden! You know … Me loves Skechers. Die Schuhe sind sehr bequem, cool und ich habe KEINE Müffelfüße darin. Ich hab da so meine Probleme. Ich sehe mich um und finde ein paar wirklich süße Sandalen mit Absatz zu einem unschlagbaren, weil runtergesetztem Preis. Jaja, ich weiß: Der letzte Satz war für die männliche Leserschaft DIE ausschlaggebende Info. Lasst mich. Manchmal muss ich auch ein bisschen Mädchen sein dürfen. Dass Tino Mädchen genug zum Shoppen ist, wissen wir alle. Aber hin und wieder packt es mich eben auch mal.
Nach dem Shopping beschließt Tino, dass wir uns mit Süßkram belohnen sollten und ich finde seine Idee famos. Zumal wir kurz zuvor einen kleinen Laden mit Eiscreme, Smoothies und Törtchen entdeckt haben. Wenn das nicht nach einer kleinen Nascheinlage schreit, weiß ich auch nicht… Die Törtchen waren exquisit, mein Smoothie erfrischend und Tino’s Eis ein Traum für alle Naschkatzen!
Gut gestärkt begeben wir uns auf den Heimweg, weil uns mittlerweile die Füße wehtun. Das schöne ist, dass der „Heimweg“ zu 80% aus Strand besteht. Den gönnen wir uns!
Und wie ich gerade in Mädchenstimmung bin, bilde ich mir doch glatt ein, wir würden jetzt einen romantischen Strandspaziergang machen. Tja, weit gefehlt! Schneller als ich gucken kann, stehe ich mit des Gatten Klamotten und Schuhen auf dem Arm am Strand und sehe dem Herrn dabei zu, wie er in seinen Badeshorts die Wellen stürmt und freudig im Wasser planscht …
Was wollte ich? Kinder kriegen? Wie es aussieht, hab‘ ich schon eins. Ich stehe daneben und gucke ihm zu. Und schwitze. Als mein Gatte sich dann endlich wieder zu mir bequemt, guckt er wenigstens reumütig. „Aber ich wollte mir die Wellen auch so gerne mal geben!“, ist seine Aussage. „Ich auch?!“, gucke ich ihn empört an.
Wir einigen uns auf einen Kompromiss: Schnell nach Hause, Badeklamotten an und dann hüpfen wir am kleineren, aber näher gelegenen Strand noch mal in’s Wasser. Grandios!
Bis wir an besagtem Strand ankommen. Es ist mittlerweile 19:30 Uhr und der gesamte Strand liegt mitsamt Wasser im Schatten der untergehenden Sonne. Na gut, das hier ist eine kleine Bucht, sage ich mir, vermutlich ist das Wasser deshalb wärmer. Schließlich gibt es hier auch keinen nennenswerten Wellengang oder so. Also stecken wir die Füße in’s Wasser und stellen fest: Scheiße, ist das kalt! Ich quäle mich trotzdem heroisch hinein. Kennt man ja: Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist es angenehm! Und tatsächlich klappt es wie gedacht. Zumindest, bis mein Göttergatte auf seiner Luftmatratze vorbeigerudert kommt und mir nach gerade mal 30 Sekunden im Wasser verkündet: „Mir ist kalt. Wollen wir nach Hause gehen?“
Jetzt sind wir zurück daheim. Frisch geduscht, wieder aufgewärmt und glücklich. Tino hat Essen gemacht, Michi hat den Blog geschrieben. Und wir haben etwas beschlossen, das zumindest ICH uns definitiv nicht zugetraut hätte. Wir werden morgen einen Wecker stellen.
Das schrägste daran? Es war MEIN Vorschlag! Ob und wie gut dieser Plan funktioniert, sehen wir dann morgen. Bis dahin: Bleibt trocken, Leute!